Einseitige Berichterstattung der Waltroper Zeitung (Herr Bernd Overwien) zu ProWaltrop Aktion
Bitte unbedingt weiter lesen.
Wer diesen Bericht liest, hat den Eindruck – und nach Herrn Overwien werden sie auch so betitelt –, dass die Mitglieder von ProWaltrop Umweltaktivisten sind, die menschliche Interessen nicht von denen an Flora und Fauna auseinanderhalten können und sie sich realitätsfern ausschließlich um Umweltbelage kümmern.
Doch der mündige Bürger, der sich etwas näher mit den Anliegen von ProWaltrop befasst und z.B. deren Internetseite ansieht, wird sehr schnell feststellen, dass die Mitstreiter von ProWaltrop (teilweise auch Mitglieder in CDU und SPD) sich mit sachlichen, ökonomischen, rechtlichen, sozialpolitischen und auch ökologischen Argumenten gegen den Bau der geplanten B 474n aussprechen und eintreten.
Selbst Herr Overwien zitiert, dass ProWaltrop Mitglieder Verständnis für Anwohner der Leveringhäuser Straße aufbringen, wenn sie sich wegen des hohen Lärmpegels und der Staus zu den rush-hour-Zeiten morgens und abends beklagen. Was Herr Overwien jedoch bewusst nicht zitiert, sind die anderen Argumente von ProWaltrop gegen den Bau der B 474n:
1. Verkehrsentlastung
Selbst die Straßenplaner (nicht ProWaltrop) von Straßen NRW / Bochum weisen darauf hin, dass die B 474n nach Fertigstellung kaum spürbare (weniger als 20%) Verkehrsentlastung für die Anwohner der Leveringhäuser Straße bringen wird, dafür aber den Anwohnern der Recklinghäuser Strasse mehr Belastung.
2. Kosten-Nutzen-Verhältnis
Da schon die Verkehrsentlastung für die Anwohner der Leveringhäuser Straße sehr fraglich ist, ist dann eine Ausgabe von 100 Mio€ (Kostenschätzung von vor ca. 10 Jahren für den Straßenbau) bis vielleicht 200 Mio€ sinnvoll?
Könnte man das Ziel oder wenigstens eine Schritt in dessen Richtung vielleicht preisgünstiger erreichen?
3. Unterschiedliche Zielsetzung von Straßenplanern und Stadt Waltrop
Selbst Herr Overwien hat in dem Interview mit ProWaltrop erklärt, dass die B 474n ausschließlich zur Erschließung des newPark-Geländes geplant wird. Im Januar 2015 informierte Straßen NRW letztmalig den Waltroper Verkehrsausschuss über den Stand der Planungen. Hierbei wurde deutlich: Die der Straßenplanung zu Grunde liegende Verkehrserwartung berücksichtig nach Straßen NRW auch den Verkehr eines in Betrieb befindlichen newParks. Das bedeutet jedoch, wenn der newPark nicht kommen sollte, dann fehlt der geplanten B 474n die für den Bau notwendige Verkehrsbelastung, auch sie wäre dann für den Bund / das Land NRW überflüssig.
Die Stadt Waltrop möchte den Bau der B 474n als Umgehungsstrasse für Waltrop sehen. Die kommunalpolitische Begründung ist völlig klar:
Jede denkbare Änderung an der Leveringhäuser Strasse (z.B. u.a. Installation einer flexiblen, auf das Verkehrsaufkommen abgestimmte Ampelschaltung, angepasste Geschwindigkeitsänderungen je nach Verkehrsfluss, aktiver Lärmschutz für Anwohner, Verkehrskreisel an Kreuzungen) muss aus dem Etat der Stadt Waltrop kommen, der bekanntlich hierfür keinen Spielraum bietet; es sei denn, es werden Gelder für Schwimmbäder, Schulen, Kindergärten, Innenstadtsanierung oder Gelder für Gehälter der Stadtangestellten entsprechend umgeleitet. Ein Neubau – B 474n – hingegen kostet die Stadt Waltrop keinen einzigen Cent. In diesem Fall kann man getrost dafür sein, es wird ja nur unser aller Steuergeld ausgegeben, auch wenn dies für den gedachten Zweck nicht viel bringen wird.
Auch wenn diese Einstellung stadtpolitisch gedacht nachvollziehbar ist, bleibt die Ausgabe volkswirtschaftlich unsinnig. Wir sind nicht nur Stadtbürger sondern auch Steuern zahlende Bundesbürger, die u.a. auch den Berliner Flughafen, die Hamburger Philharmonie, den Bahnhof Stuttgart 21, die Industriepark-Ruine Avantis / Aachen oder das Griechenland Debakel finanzieren müssen.
4. Wann kommt Entlastung für Anwohner der Leveringhäuser Strasse?
Nach Straßen NRW (s.o.) gar nicht, denn es ist nicht das Anliegen/die Aufgabe der Straßenplaner!
Dem Watroper Stadtrat nach auch nicht sehr bald: frühestens nach Fertigstellung der B 474n und die ist nicht vor (Aussage Straßen NRW Januar 2015) 2023/24 zu erwarten. Für eine Soforthilfe (Maßnahmemöglichkeiten s.o.) fehlt der politische Wille zu einer entsprechenden Prioritätenfestlegung.
Auch für die sogenannten Vertreter der Leveringhäuser Strasse – Interessen scheint es nicht wirklich um eine zeitnahe Problemlösung zu gehen, denn sonst gäbe es auch noch etwas anderes als: entweder die B 474n oder gar nichts.
5. Ökologie, Sozialpolitische Aspekte
Durch die Strasse werden landwirtschaftlich genutzte Flächen zerstört (zugepflastert). Diese Flächen gehen der landwirtschaftlichen Nutzung verloren. Daran ändern auch die notwendigen Ausgleichsflächen (z.B. Umwandlung von Wiesen in Streuobstwiesen) nichts.
Zusammenhängende Landwirtschaftflächen werden zerschnitten und deren Betrieb unrentable. Kann man die dadurch hervorgerufene Existenzvernichtung einiger Landwirtsfamilien gegen die Lärmbelästigung von Anwohnern der Leveringhäuser Strasse aufrechnen?
Waldbereiche (u.a. Leveringhausen, Losheide) müssen gerodet werden. Die hierin befindliche Flora und Fauna geht wenigstens teilweise unwiederbringlich verloren.
Schlussfolgerung
Ein wenig mehr Neutralität, Objektivität und volkswirtschaftliches Denken stünde einer Zeitung wie der Waltroper Zeitung gut zu Gesicht. Anders als das Medienhaus Bauer (Herr Overwien) versuchen die Mitglieder von ProWaltrop nicht nur die Interessen der Industrie zu unterstützen sondern sie setzen sich auch für die Menschen zusammen mit der Natur ein.